Eine Brennstoffzelle ist eine elektrochemische Zelle, die die Reaktionsenergie eines kontinuierlich zugeführten Brennstoffes (z.B. Wasserstoff) und eines Oxidationsmittels (z.B. Sauerstoff bzw. Luft) in nutzbare elektrische Energie umwandelt. Bei dieser Reaktion entsteht neben Wasser als Reaktionsprodukt immer auch Wärme. Um ein Überhitzen der Brennstoffzelle zu vermeiden, muss die Reaktionswärme laufend abgeführt werden.
In dieser Aufgabe soll für einen wassergekühlten Brennstoffzellenstack (Serienschaltung mehrerer einzelner Brennstoffzellen) ein thermisches Modell erstellt und analysiert werden. Dazu werden die folgenden vereinfachenden Annahmen gemacht:
Weiter ist folgende Gleichung für die Reaktionswärme gegeben,
und angenommen, dass zwischen Stack und Kühlmittel ein konvektiver Wärmetransfer stattfindet,
Die Kühlmittelaustrittstemperatur soll gleich der Kühlmitteltemperatur gesetzt werden «perfect mixing"»,
Aufgabenstellungen
a) Energiebilanzen (1. Hauptsatz) und resultierendes Differentialgleichungssystem 2. Ordnung
Wendet man den 1. Hauptsatz der Thermodynamik auf den Brennstoffzellenstack an, so ergibt sich die folgende Bilanz:
Die innere Energie des Brennstoffzellenstacks kann unter der Annahme einer konstanten spezifischen Wärmekapazität
Die beiden Wärmeströme sind in der Aufgabenstellung gegeben als
Setzt man die Beziehungen in die Bilanz ein, so resultiert die folgende Differentialgleichung:
Für das Kühlmittel lautet der 1. Hauptsatz,
Analog kann die innere Energie des Kühlmittels geschrieben werden als
Unter Vernachlässigung der kinetischen und der potentiellen Energie und unter der Annahme einer konstanten spezifischen Wärmekapazität
beziehungsweise
Hinweis: In der letzten Gleichung wurde die Annahme des «perfect mixing",
Werden die Beziehungen eingesetzt, so ergibt sich
Mit den Definitionen für die Zustandsgrössen, die Eingansgrössen und die Störgrösse,
resultiert schliesslich das folgende Differentialgleichungssystem 2. Ordnung:
b) Gleichgewichtswerte
Aus dem vorgegebenen Betriebspunkt
Ersetzt man
c) Linearisierung um den Gleichgewichtspunkt
Linearisiert man das Differentialgleichungssystem um den Gleichgewichtspunkt
mit den Systemmatrizen
Bemerkung:
d) Numerische Auswertung von
Mit den gegebenen numerischen Werten erhält man
e) Lyapunov-Stabilität
Für die Beurteilung der Stabilität des Systems werden die Eigenwerte von
mit den folgenden Koeffizienten
Auflösen der quadratischen Gleichung ergibt die Eigenwerte zu
Beide Eigenwerte liegen in der linken Halbebene. Das System ist damit asymptotisch stabil.
f) vollständige Steuerbarkeit
Das System ist genau dann vollständig steuerbar, wenn die Steuerbarkeitsmatrix
Vollständig steuerbar
Im vorliegenden Fall ergibt sich für die Steuerbarkeitsmatrix:
Offensichtlich hat
g) vollständige Beobachtbarkeit
Mit der in der Aufgabenstellung gegebenen Definition des Ausgangsvektors
mit den Matrizen
Bemerkung:
Das System ist genau dann vollständig beobachtbar, wenn die Beobachtbarkeitsmatrix
Vollständig beobachtbar
Im vorliegenden Fall lautet die Beobachtbarkeitsmatrix:
Offensichtlich hat
Bemerkung: Dass dieses System vollständig beobachtbar ist, lässt sich auch an der Ausgangsmatrix
h) Übertragungsmatrix
Die Übertragungsmatrix eines MIMO-Systems wird analog zur Übertragungsfunktion eines SISO-Systems berechnet, mit:
Für das Modell des Brennstoffzellenstacks ergibt sich somit
Bemerkung: Die Übertragungsmatrix
i) Physikalische Interpretation der Ordnung und des statischen Übertragungsfaktors von
Die Übertragungsfunktion
beschreibt das Übertragungsverhalten im linearisierten System (Abweichungen von den Gleichgewichtswerten!) von
Physikalisch ergibt sich folgende Interpretation:
Ordnung:
Über die Kühlmitteleintrittstemperatur
Statischer U̇bertragungsfaktor:
Der statische Übertragungsfaktor von 1 bedeutet, dass eine Temperaturänderung um